Deutlicher Corona-Knick und alarmierender „Gewichtssprung“
Das Fitnessbarometer 2024 hat neue Rekorde bei der Anzahl der getesteten Kinder gebrochen und lenkt die Aufmerksamkeit auf zwei wichtige Bereiche: den befürchteten Einfluss der Corona-Pandemie auf die Fitness der Kinder und den alarmierenden „Gewichtssprung“ von Kindergarten zu Grundschule. Das Fitnessniveau der Kinder fällt weiter und das Übergewicht steigt drastisch, vor allem die Adipositas bei Kindern hat sich mehr als verdoppelt.
Mit insgesamt 7.358 Kindern, die im Jahr 2023 den Motorik-Test durchgeführt haben, erreicht das Fitnessbarometer einen neuen Höhepunkt. Die Turnbeutelbande, eine Initiative der Kinderturnstiftung Baden-Württemberg, trägt maßgeblich dazu bei. Seit 12 Jahren bietet die Stiftung kostenfrei einen Motorik-Test für Kinder an, um Bewegungsangebote an die motorische Entwicklung von Kindern anzupassen und deren Wirksamkeit zu überprüfen. Die hohe Anzahl an Testungen zeigt das gestiegene Interesse an der Bewegungsförderung von Kindern in Kitas, Grundschulen und Vereinen.
Die durch das Fitnessbarometer erhobenen Daten zeigen, dass das Fitnessniveau der Kinder seit 2012 konstant abnimmt, jedoch der Einfluss der Corona-Pandemie dennoch deutlich als Knick erkennbar ist. Prof. Dr. Klaus Bös, renommierter Experte für Bewegungsforschung und Testautor des Motorik-Tests, äußert seine Besorgnis über den anhaltenden Rückgang des Fitnessniveaus. Trotz des Endes der Pandemie bleibt das Fitnessniveau hinter dem von vor Corona zurück.
„Der aktuelle Fitnesszustand der Kinder ist beunruhigend. Der Corona-Knick überrascht mich. Ich bin bisher davon ausgegangen, dass wir nach dem Ende der Pandemie nur von einer Corona-Delle sprechen können“, erklärt Prof. Dr. Klaus Bös, Senior Researcher am Institut für Sport und Sportwissenschaft (IFSS) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT).
Besonders besorgniserregend ist der „Gewichtssprung“ vom Kindergarten zur Grundschule. Die Zahlen verdeutlichen, dass der Anteil adipöser Kinder vom Kindergarten zur Grundschule sich mehr als verdoppelt. Dr. med. Thomas Kauth, Kinder- und Jugendarzt, warnt vor den gesundheitlichen Folgen des Bewegungsmangels: „Unsere Kinder sitzen sich in der Grundschule krank. Das muss ich leider so deutlich sagen. Denn die Bewegung nimmt durch das ständige Sitzen, Lesen und Lernen deutlich ab. Dieser „Gewichtssprung“ ist alarmierend“, so Dr. med. Kauth.
Susanne Weimann, Vorstandsvorsitzende der Kinderturnstiftung Baden-Württemberg, ruft daher dazu auf, gemeinsam einen umfassenden Aktionsplan zu entwickeln, der kurz- und langfristige Maßnahmen zur Bewegungsförderung von Kindern beinhaltet. Dieser Plan soll alle bestehenden und wirkungsvollen Angebote berücksichtigen, aber auch neue Lösungen aufzeigen, um die körperliche Leistungsfähigkeit und Gesundheit der Kinder langfristig zu verbessern. Denn Kinder sind unsere Zukunft und die Bewegungsvorbilder von morgen.